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Die Farce rund um „Milliarden zu Billionen"

NEU DELHI – Der internationale Entwicklungssektor ist mittlerweile völlig auf die Berechnung von Finanzierungslücken fixiert. Kaum ein Tag vergeht ohne neue Schätzungen der Mittel, die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen benötigen, um ihre Klimaziele zu erreichen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) zu verwirklichen.

So schätzt die unabhängige hochrangige Expertengruppe für Klimafinanzierung, dass die Entwicklungs- und Schwellenländer (ohne China) bis 2030 jährlich 2,4 Billionen US-Dollar benötigen, um die Finanzierungslücke für Investitionen in Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zu schließen. Die Umsetzung der SDGs würde zusätzliche 3,5 Billionen Dollar jährlich erfordern. Auch im Handels- und Entwicklungsbericht 2023 der Vereinten Nationen geht man davon aus, dass die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen etwa 4 Billionen Dollar pro Jahr benötigen, um ihre Klima- und Entwicklungsziele zu erreichen.

Derartige Schätzungen können eine Reihe psychologischer und politischer Reaktionen auslösen. Im Idealfall würden sie zu mehr Ambition und Dringlichkeit bei der Ausarbeitung und Umsetzung politischer Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene anregen. Sie können aber auch ablenken und demoralisieren, insbesondere angesichts der derzeitigen Defizite im Bereich Klima- und Entwicklungsfinanzierung. Folglich kommt eine wachsende Zahl von Kommentatoren zu dem Schluss, dass der Finanzierungsbedarf der Entwicklungsländer nicht allein durch Staaten und multilaterale Kreditgeber zu decken ist.

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