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Ist die Blockchain bereit für den großen Auftritt?

CAMBRIDGE: Angesichts des Tauwetters bei Kryptowährungen und eines neuerlichen Interesses der Finanzunternehmen an digitalen Vermögenswerten ist eine alte Debatte wieder in Gang gekommen: Ist die Blockchain wirklich die „Vertrauensmaschine“, als die sie die Zeitschrift The Economist 2015 beschrieben hat?

Eine Gestalt aus dem Venedig des 15. Jahrhunderts kann uns bei der Beantwortung dieser Frage helfen. Obwohl er weder Technologe noch Banker war, erinnert man sich an den Franziskanermönch Luca Pacioli heute für seine Entwicklung der doppelten Buchführung, die großen Teilen der modernen Wirtschaft zugrundeliegt. Es war sein geniales Modell, das zur Erfassung von Transaktionen zwei separate Konten für Soll und Haben einführte.

Diese scheinbar langweilige und umständliche geringfügige Optimierung einer zentralen Geschäftsfunktion sorgte nicht nur für Genauigkeit und verringerte Betrug; sie verschaffte Unternehmern zugleich neue Erkenntnisse darüber, wie sie ihre Geschäft führen und verbessern und ihre Kosten senken konnten. Mit Paciolis System nahm die Effizienz stark zu, der Handel gewann an Tempo, und die Renaissance hob ab. Die doppelte Buchführung entwickelte sich zu einem Eckstein der Wirtschaftsaktivität, denn sie war einfach, leicht vermittelbar und unbestreitbar nützlich. Jahrhunderte später wurden auf Paciolis Arbeit beruhende Finanzabschlüsse für alle Unternehmen verpflichtend vorgeschrieben. Das ist die Kraft, die einer simplen Verbesserung der Infrastruktur innewohnt.

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